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Worum geht es: |
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Beweis der Taylorformel für die Entwicklungsstelle x=0
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Gesucht |
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Wir wollen eine Funktion f(x) in der Nähe von x=0 durch ein Polynom
approximieren,
d.h.
in der
Umgebung der Stelle x=0 soll die Funktion ungefähr gleich einem
Polynom a0+a1x+a2x2+ ... sein:
Um das gewünschte Polynom zu erhalten, müssen wir die
Koeffizienten
a0, a1, a2, a3, a4
, ... , an bestimmen. Dazu überlegen wir uns folgendes:
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Schritt 0: a0
bestimmen |
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Damit Funktion und Polynom in der Umgebung von x=0
ungefähr gleich sind, müssen sie an
der Stelle x=0 genau gleich sein (denn wenn sie schon für x=0
abweichen würden, würden sie in der
Umgebung von x=0 total abweichen). Daher setzen wir Funktion und
Polynom an der Stelle x=0 gleich: |
Außer dem ersten Glied der Reihe - nämlich a0
-werden dadurch alle Glieder zu Null.
Somit können wir den Wert von a0 ablesen:
Nun ermitteln wir den nächsten Koeffizienten, und
benutzen die ähnliche Idee:
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Schritt 1: a1
bestimmen |
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Wenn die Funktion und ihr Taylorpolynom für x=0 genau gleich
sein sollen, dann müssen
auch die Ableitungen von Funktion und Polynom an
der Stelle x=0 gleich sein. Wir bilden daher
auf beiden Seiten die Ableitung und setzen dann die Ableitungen
(an der Stelle x=0) gleich: |
Außer dem ersten Glied der Reihe - nämlich a1
- werden dadurch alle Glieder zu Null.
Somit können wir den Wert von a1 ablesen:
Nun ermitteln wir den nächsten Koeffizienten:
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Schritt 2: a2
bestimmen |
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Die Idee bei Schritt 2 ist fast die gleiche, wie bei Schritt
1: Wenn die Funktion und das Polynom
an der Stelle x=0 gleich sein sollen, dann müssen auch ihre
höheren Ableitungen übereinstimmen.
Wir leiten also beide Seiten nochmal ab und setzen die
Ableitungen (an der Stelle x=0) gleich: |
Außer dem ersten Glied der Reihe - nämlich 2·a2
- werden wieder alle Glieder zu Null.
Somit können wir den Wert von a2 ablesen:
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Schritt 3: a3
bestimmen |
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Wie gesagt, wiederholt sich Schritt 1 immer wieder:
Ableitungen bilden und an der Stelle x=0 gleichsetzen: |
Außer dem ersten Glied der Reihe - nämlich 2·3·a3 -
werden wieder alle Glieder zu Null.
Somit können wir den Wert von a3 ablesen:
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Schritt 4: a4
bestimmen |
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Wie gesagt, wiederholt sich Schritt 1 immer wieder:
Ableitungen bilden und an der Stelle x=0 gleichsetzen: |
Außer dem ersten Glied der Reihe - nämlich 2·3·4·a4
- werden wieder alle Glieder zu Null.
Somit können wir den Wert von a4 ablesen:
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Schritt n: an
bestimmen |
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Nun kommen wir zum n-ten Schritt. Nach dem n-ten Ableiten
setzen wir (so wie immer)
für x die Zahl 0 ein: |
Wir können den letzten gesuchten Koeffizienten nun
ablesen, wenn wir die
letzte Gleichung nach an
umstellen:
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Letzter Schritt: Koeffizienten in die Formel
einsetzen |
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Jetzt die in den vorigen Schritten berechneten Koeffizienten
a0, a1, a2, a3 und a4
in die gegebene Gleichung einsetzen: |
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Jetzt dividieren wir alle Terme durch 1. Dies ist erlaubt,
denn die 1 ist das neutrale Element
der Division (d.h. es passiert nichts, wenn wir eine Zahl oder
einen Bruch
durch 1 dividieren):
Dadurch können wir die
sogenannte Fakultät-Schreibweise
anwenden.
Eine kurze Wiederholung, wie die Fakultät
definiert ist:
Man schreibt 1·2·3·4 als 4! (sprich: 4
Fakultät), oder allgemein: 1·2·3·...·n = n!
Außerdem legen wir fest: 0!=1 und 1!=1.
Die Formel vereinfacht sich zu:
Nun sieht man auch schon das Bildungsgesetz: Die Ordnung der
Ableitung entspricht dem Exponenten von x
und dem Argument der Fakultät. Damit dies auch für das erste
Glied der Reihe gilt, definieren wir,
dass f(x) die "nullte Ableitung" von sich selbst ist: f(x)
= f (0)(x).
Um noch mehr Schreibarbeit zu sparen, benutzen wir das
Summenzeichen:
Man kann die Formel überprüfen: Setzt man für k nacheinander die
Zahlen 0 bis n ein, so erhält man
wieder die
"Formel ohne Summenzeichen".
Noch eine Anmerkung: In der vorletzten Formel läßt man 0! und 1!
meist weg, denn beide sind ja gleich 1:
Ein Polynom dieser Form nennt man Taylorpolynom. Die Formel
nennt man Taylorformel.
Die beiden letzten Formel sind die Formeln, die wir
beweisen wollten.
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